22.04. ‐ 27.04.2025

Spielerinnen

von Hannah Kieweg | am Dienstag, 29. April 2025

Aysun Bademsoy | 2024 | Langzeitbeobachtung | Deutschland

Lichter FilmfestKritiker Blog

Der Dokumentarfilm Spielerinnen von Aysun Bademsoy ist der vierte in einer Langzeitbeobachtung und erzählt nun nach 30 Jahren die Geschichte der Mädchen der ersten deutsch-türkischen Frauenmannschaft des Kreuzberger Fußballvereins Ağrı Spor weiter. Die türkisch-deutsche Regisseurin zeigt intime und ehrliche Einblicke in die Leben der nun erwachsenen Frauen und deren Töchter.

Gezeichnet wird ein vielschichtiges Bild von Frauen, deren Leben zwischen familiären Erwartungen, religiöser Identität und dem Streben nach Selbstverwirklichung oszilliert. Aysun Bademsoy kreiert dabei ein berührendes und ehrliches Porträt vier starker Frauen, die nun unterschiedliche Leben führen.

Zentral bleibt dabei die Frage, wie es den vier Ex-Spielerinnen Arzu, Türkan, Nalan und Nazan ergangen ist, wie sehr sie in ihren Communities verwurzelt sind, was gesellschaftliche Teilhabe für sie bedeutet und inwiefern sie auch 30 Jahre später unterschiedlichen Formen von Alltags-Rassismus ausgesetzt sind. Bademsoy interessiert dabei besonders, wie sich das Leben der Töchter im Vergleich gestaltet oder verändert hat. Wenn die 21-Jährige Enkelin von sogenannten Gastarbeiter*innen in Deutschland geboren wurde und in die Kamera sagt, dass sie und ihre türkischen Freund*innen sich nie als deutsch bezeichnen würden, legt der Film subtil, aber doch direkt den Finger in die Wunde, und hält einer Gesellschaft, die Integration nur einseitig definiert, den Spiegel vor. Durch Rückblenden zu den ersten Teilen der Dokumentarreihe in die Jugend der Spielerinnen werden die Aussagen der Mütter und ihrer Töchter dabei gelungen ins Verhältnis gesetzt.

Bademsoy hat zweifellos einen kritischen Blick auf manche Lebensentscheidungen und -einstellungen der Frauen und Töchter, kann sich aber gerade durch ihr aufrichtig nahes Verhältnis zu ihnen und durch ihren eigenen Hintergrund kritisches Nachfragen erlauben und schafft so einen ehrlichen Blick auf den Alltag, die Beziehungen und Probleme der dargestellten Frauen. Bademsoys dokumentarischer Stil bleibt dabei aber immer empathisch. Sie lässt ihre Protagonistinnen erzählen, ohne zu bewerten, und schafft so Raum für authentische Einblicke in unterschiedliche Lebensrealitäten und würdigt dabei das Gefühl des Zwiegespaltenseins zwischen verschiedenen Heimaten, der Sehnsucht nach einer Heimat, die es vielleicht gar nicht so gibt, und den Wunsch, inmitten dieses Zwiespalts zuhause zu sein.

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